Klever Parklandschaft

Die Entstehung der Klever Parklandschaft ist eng verknüpft mit der Persönlichkeit des kurbrandenburgischen Statthalters in Kleve, Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679). Johann Moritz begann nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1647 die Residenzstadt Kleve mit einer Reihe von Parkanlagen zu umgeben – Alter und Neuer Tiergarten, Lustgarten/Moritzpark – welche in ihren Grundzügen auf den niederländischen Architekten des 17. Jahrhunderts, Jacob van Campen, zurückzuführen sein dürften.

Der älteste Teil umfaßt den sogenannten Alten Tiergarten, der sich – ab 1650 angelegt – im Südosten der Stadt Kleve auf einem Hügelzug unter Einbeziehung der anschließenden Altrheinniederung erstreckte. Nördlich im Anschluss begann man 1652 mit der Anlage des Lustgartens, später Moritzpark, sowie ab 1653 nordwestlich der Stadt mit den Arbeiten am Neuen Tiergarten im Bereich des Springenbergs mit seinen Quellen.

Die dem übergreifenden Gesamtkonzept zugrundeliegenden Idee war jedoch nicht die Anlage räumlich voneinander getrennter und in sich abgeschlossener Parkbereiche, sondern die in dieser Zeit über den Niederrhein hinaus völlig neuartige Einbeziehung der umgebenden Landschaft. Die einzelnen Parks und Gärten wurden mit einem System sternförmig und parallel angeordneter Alleen durchzogen und untereinander und mit der Stadt in Beziehung gesetzt, wobei die Nassauer Allee mir ihrem vierreihigen Lindenbestand als Vorbild für Berlin bekannt wurde.

Die umgebende Landschaft wurde darüber hinaus in einzigartiger Weise und unter Ausnutzung der topographischen Gegebenheiten durch ein System von Kanälen und Alleen eingebunden und somit zum bewußt gestalteten Bestandteil einer Gesamtanlage, die über künstlich erhöhte Aussichtsplätze den Blick auf „Points de vue“ in der näheren und weiteren Umgebung lenkte.

Der Bereich am Springenberg wurde aufgrund der dort vorhandenen Quellen zum Kernstück ausgestaltet: Die vorhandene Mulde eines ehemaligen Steinbruchs bot unterhalb des Berges die idealen natürlichen Voraussetzungen zur Anlage eines Terrassengartens in der Art eines antiken Theaters mit Wasserkünsten. Zur Möblierung in der Ursprungsphase dienten ein Ehrensessel, Trophäen und eine offene Laube. Unter Bewahrung dieser grundlegenden Konzeption entstanden ab 1656 eine hölzerne Exedra mit mittlerem Risalit und Eckpavillons sowie verschiedene Wasserbecken. Wesentlicher Bestandteil dieser Phase ist auch der Prinz-Moritz-Kanal, dessen Achse noch heute den Blick auf den Eltenberg mit der dortigen Stiftskirche lenkt.

In der Folgezeit waren die Klever Parkanlagen und auch der Bereich des Amphitheaters aufgrund pflegerischer Vernachlässigung und insbesondere infolge der Verwüstung im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges (1702) und der Französischen Revolution (1794) verschiedenen Wandlungen unterworfen, die jedoch im 17. Jahrhundert die angelegten Grundzüge einer manieristisch bestimmten Landschaftsgestaltung nicht einschneidend veränderten, ja diese sogar zu einem nicht unwesentlichen Teil für die Geschichte der Gartenkunst wichtigen Elemente bereicherten. Hingewiesen sei hier vor allem auf Neuanlage des Forstgartens unter J.E. von Buggenhagen (1784) sowie die Umgestaltung im Sinne des Englischen Landschaftsgartens ab 1821 durch den Düsseldorfer Gartenarchitekten M. F. Weyhe. Der Bereich des Amphitheaters erfuhr seine wesentlichsten Veränderungen durch die Errichtung einer barocken Exedra und eines hölzernen Obelisken auf der Höhe des Springenbergs sowie Umgestaltungen eines Teils der Wasserkünste. Erstere wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen Rundtempel und einen Sandsteinobelisken in klassizistischer Formensprache ersetzt. Im Laufe der wechselvollen Geschichte haben sich bis heute die entscheidenden Charakteristika der Ursprungskonzeption erhalten.