Auf der Ackerfläche und hinter dem fränkischen Vierkanthof des Landwirtschaftsmuseums plante Ulrich Rückriem zwei schlichte, weiße Hallen, die von außen wie landwirtschaftliche Zweckbauten wirken. Ihre Architektur ist funktional und nüchtern, eine Stahlkonstruktion trägt das Hallendach. Die Wände aus Kalksandstein sind von Innen gegen die Stahlpfeiler gesetzt, so dass sich eine durchgehende weiße Fläche ergibt. Ebenso wie das äußere Erscheinungsbild legte Rückriem die Einteilung des Innenraumes fest. Nicht tragende, jedoch den Außenwänden entsprechend gemauerte Wände wurden eingezogen und bilden unterschiedliche Raumgrößen mit rechteckigem oder quadratischem Grundriss. Anschließend wählte Rückriem Objekte aus, die für ihn ein ideales Verhältnis zwischen dem Innenraum und der Skulptur herstellen.

Aus den meistens quaderförmigen Rohlingen, die Ulrich Rückriem in verschiedenen Steinbrüchen vorfindet, wird eine Grundform festgelegt, die er als Stele, Kubus oder Scheibe, die frei im Raum stehen, bzw. als Wand- oder Bodenrelief bezeichnet. Sobald der Stein ausgewählt und die Grundform bestimmt ist, zeichnet er einen Entwurf, nach dem der Rohling im Sägewerk bearbeitet werden soll. Diese Zeichnungen dienen als eine Art Arbeitsanweisung, in denen jede Bearbeitungsform, ob Spaltung oder Schnitt, genau festgelegt ist. Die Teilungen der Steine verlaufen nach strengen architektonischen Regeln. Anschließend wird der Stein zu seiner ursprünglichen Form wieder zusammengefügt.

Die neutrale Kulisse und der konsequente Verzicht auf didaktische Tafeln oder einen vorgegebenen Rundgang bieten dem Betrachter keine Möglichkeit der Ablenkung. Er bewegt sich zwischen den Skulpturen, manchmal innerhalb einer Installation und wird aufgefordert, sich mit dem Material, der Bearbeitung des Steines und dem Aufbau zu beschäftigen.

Kathrin Wappenschmidt