Im Jahr 1717 trat Erhard Friedrich von Wedel (1668-1740) die Herrschaft auf der Evenburg an. Genau wie sein Vater Gustav Wilhelm war Graf Erhard in Oldenburg für das dänische Königshaus tätig. Wie weit die Bautätigkeit des dänischen Königs Friedrich IV, der mit Schloss Fredensborg das „dänische Versailles“ und mit Schloss Frederiksberg seine barocke Sommerresidenz errichtete, den Grafen beeinflusste, wissen wir nicht. Graf Erhard war auf jeden Fall von den Gärten der damaligen absolutistischen Herrschaftshäuser beeindruckt. Gleich nach seiner Amtsübernahme auf der Evenburg begann er, den Park der Evenburg im barocken Stil umzugestalten. Es wurde ein eigener Gärtner eingestellt, der auch für die Gewächshäuser zuständig war. Der Park bekam einen ungleich größeren Pflegebedarf, denn nicht nur die Küchen und Obstgärten verlangten viel Aufmerksamkeit für eine ausreichende Ernte an Gemüse, Obst und Kräutern zur Versorgung der Bewohner, es mussten auch zahlreiche Hecken geschnitten, Rabatten bepflanzt und Topfbäume im Winter in beheizte Gewächshäuser geschafft werden. Für das Jahr 1739 sind „162 Orangenbäume, 37 Yucca-Palmen, 9 Granatäpfel, 25 Feigen und 5 „Rosa Pimpernella“ verzeichnet. Mit den Pimpernellen ist wahrscheinlich die Anispflanze gemeint. Die Gärtner wechselten recht häufig. Auf Andreas Endersch folgte Adam Uhldrich Wind, für den Graf Erhard nach zwei Jahren schon wieder Ersatz suchte.

1787 erscheint erstmals die große Allee, die von der Evenburg Richtung Leer führt, auf einer Karte, doch wie lange vorher sie schon angelegt worden war, ist nicht bekannt.

Unter Clemens August von Wedel (1754-1825), der 1788 die Herrschaft auf der Evenburg übernahm, erfolgten die nächsten Veränderungen. Wenn er Pläne für eine Umgestaltung der Anwesen in Loga und Gödens hatte, sind diese nicht überliefert. Sicher ist, dass zwischen dem letzten Drittel des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der ursprüngliche formale, barocke Garten rund um die Evenburg im Stil eines Landschaftsparks umgestaltet wurde. Doch geschah diese Umgestaltung nicht ganz radikal durch völlige Neuplanung und Neuanlage, sondern eher durch Aufgeben pflegeintensiver Bereiche über eine längere Zeit hinweg. Daher lassen sich heute im Gelände ganz unterschiedliche Gestaltungsmomente erkennen. In einer Beschreibung des Fürstentums Ostfriesland von 1824 heißt es über die Evenburg: „Es ist ein regelmäßiges Viereck, mittelmäßiger Größe, und mit einem Graben umgeben. Der daneben auf englische Art angelegte große Garten bietet einen angenehmen Spaziergang dar und steht jedem offen.“ Danach muss bereits Graf Clemens August von Wedel mit der Umgestaltung des Parks begonnen haben.

Ab 1860 wurde unter Carl Georg von Wedel (1842-1919) auch der ungepflegt wirkende Park angepasst, wozu neben gärtnerischen Maßnahmen neue Brücken und Nebengebäude gehörten. 1861 wurde die Große Allee ergänzt. Hierzu wurden Tagelöhner aus Loga eingestellt. Zusammen mit dem Gärtnermeister Ohle wurde eine große Handelsgärtnerei aufgebaut und der Park gestaltet. Gärtner Ohle blieb über den Tod des Grafen hinaus mehr als vier Jahrzehnte auf seiner Stelle. Auf sein Wirken geht die Gestalt des Parks zurück, wie wir ihn heute erleben.

Aus den Erinnerungen eines Gärtnerjungen, der von 1877-1880 in der Ausbildung war sind folgende Beschreibungen der Parkanlage bekannt:

„Der Garten und der Park hingen zusammen und bildeten ein großes Ganzes. Wie damals noch allgemein üblich, waren die Wege darin alle krumm und gebogen. Außer dem breiten Schlossgraben waren noch zwei andere Fischteiche darin, auf dem größeren lagen ständig zwei kleine Boote. Wenn die Herrschaften verreist waren, wurden diese auch von uns benutzt. Im Winter ergaben diese Teiche wunderbare gegen jeden Wind geschützte Eisbahnen zum Schlittschuhlaufen direkt vor unserer Haustür, wo wir Lehrlinge uns in der Mittagspause noch eine Zeitlang darauf vergnügen konnten.

An den Wegen auf den großen Rasenflächen standen verstreut überall kleinere und größere Bosketts mit Blütensträuchern und seltene Gehölze sowie Baumgruppen und Einzelbäumen. Blumenbeete gab es auf den Rasenflächen verhältnismäßig nur wenige, dafür hatten die Herrschaften weniger Sinn übrig. Damals waren noch sogenannte Teppichbeete die große Mode, wovon wir auch zwei größere, außer mehreren kleinen im Garten hatten. Diese wurden mit Pflanzen besetzt die nicht höher wurden als 10 bis 15 cm, die entweder dicht mit kleinen Blüten bedeckt oder farbiges Laub hatten, wie grün, grau, silbrig, weiß, gelb rot usw. Diese wurden so zusammen gepflanzt, dass sie verschiedene Figuren bildeten und dadurch wie ein bunter Teppich wirkten. Dann gab es noch die sogenannten Blattpflanzengruppen, Beete die mit hochwachsenden, großblättrigen und verschieden farbigen Pflanzen besetzt waren, wie Hanf, Eukalyptus, Kalla, Ceremer, Rizinus, Mais, Tabak und ähnliche Sachen. Die übrigen Blumenbeete waren hauptsächlich mit Geranien, Fuchsien, Verbenen, Heliotrop und dergleichen und verschiedenen Sommerblumen bepflanzt. Dann gab es noch Rosen- und Dahlienbeete.“

Das Schloss und seine Bewohner

Das Schloss Evenburg in Leer besteht aus dem Dreiklang Schloss, Park und Vorburg.

Bereits im Jahr 1642 wurde die erste Evenburg als barockes Wasserschloss von Oberst Erhard Reichsfreiherr von Ehrentreuter erbaut. Das aufwendig gestaltete Hauptgebäude ist auf einer Schlossinsel, die von einem breiten Wassergraben umgeben ist, errichtet worden. Abbildungen zeigen es als zweigeschossigen Backsteinbau mit beidseitig niedrigeren Anbauten auf einem Kellergeschoss. Die sehr qualitätsvolle Gestaltung im Stil des Niederländischen Klassizismus ist mit Bauten der bekannten niederländischen Architekten der Mitte des 17. Jahrhunderts wie Jakob van Campen, Philips Vingboons oder Pieter Post vergleichbar. Das Schloss benannte der Erbauer nach seiner Gattin Eva von Ungnad – „Evenburg“.

Nur eine Generation später gingen die Besitztümer 1690 durch Heirat auf die Grafen von Wedel über. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Vorburg errichtet. Es handelte sich ursprünglich um einen hufeisenförmigen Gebäudekomplex, der bis zum heutigen Tag in Teilen erhalten blieb. Das Portalgewände trägt die Jahreszahl 1650, die Tordurchfahrt wurde 1703 eingefügt.

Mitte des 19. Jahrhunderts war das Schloss für die Bedürfnisse der Bewohner zu klein und unmodern  geworden. Carl Georg Graf von Wedel beauftragte den Hannoveraner Architekten Richard Stüve das Schloss Evenburg zu erweitern und umzubauen. Im Gutachten des Architekten heißt es, dass das Schloss sehr reparaturbedürftig und „dürftig eingerichtet“ und manche Bauteile völlig baufällig seien. Lediglich vom Hautgebäude wurden die Umfassungsmauern, einige Zwischenwände und das Kellergewölbe für den Neubau verwendet. Im Vestibül fand der Blaustein-Marmorboden Wiederverwendung. Richard Stüve schlug für den Neubau den neugotischen Stil vor. Feingliedrige, schlanke aufstrebende Bauglieder und Formen und die spitzförmigen Fensterbögen sind hierfür charakteristisch.

Das neue Schloss wurde in einer Rekordbauzeit von nur 2 Jahren errichtet. Endlich gab es genug Platz für Gäste in lichtdurchfluteten „Fremdenzimmern“ im Obergeschoss. Weitere Baumaßnahmen folgten. Die Evenburg erhielt bald eine Loggia neben dem Haupteingang und ein Nebengebäude, das sogenannte Radhaus, auf der Schlossinsel. Im Bereich der Vorburg entstanden Remisen und Unterkünfte. Ab 1864 begann der Bau der Gewächshäuser zur Anzucht von Ananas und Wein. 1865 wurde ein Gulfhaus für den Meierhof errichtet, das das Herrenhaus an Größe übertraf und die landwirtschaftliche Bewirtschaftung der gräflichen Flächen auf ein neues Niveau heben sollte. Es folgte 1869 der Bau einer Villa im Königlichen Seebad Norderney. 1891 konnte dank des finanziellen Engagements des Grafen die lutherische Friedenskirche in Loga geweiht werden. Im Amt Friedeburg wurde der Carl-Georgs-Forst angelegt.

In den 1930er Jahren verlegten die Grafen von Wedel ihren Hauptwohnsitz nach Schloss Gödens, wo die Familie bis heute wohnt. Seitdem setzte der bauliche Niedergang des Schlosses ein. Wegen fehlender Geldmittel in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und des hohen Unterhaltungsaufwandes wurden nach und nach die filigranen Staffelgiebel, Zinnen, Türmchen und das Dach vereinfacht bzw. zurückgebaut. Ein Zeitdokument aus dem Jahre 1938, niedergeschrieben auf einer Dach-Schieferplatte, belegt dies. Der damals mit Sanierungsarbeiten beauftragte Dachdecker Johann Krull aus Leer beschreibt, dass die Dachschiefer abgerissen, die Zinnen beseitigt und das Dach 80 cm verlängert und mit Dachrinnen versehen wurde. Eine weitere Vereinfachung der Dachgestaltung und der Fassaden erfolgte beim Wiederaufbau zur Beseitigung der Kriegsschäden in den 1950er Jahren.

Es folgte eine Nutzung als Lazarett, Flüchtlingsunterkunft und später als Internat der Melkerschule, die von der Landwirtschaftskammer Weser-Ems eingerichtet wurde. Das Vieh für die Ausbildung stand auf dem Meierhof.