Das Kloster Kamp wurde 1123 von Zisterziensermönchen als erste Niederlassung des Ordens auf deutschem Boden gegründet. Ob bereits damals die Anhöhe besiedelt wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da die Zisterzienser in der Regel Talauen an Bach- und Flussläufen bevorzugten. Dafür spricht, dass die Umgebung eine Niedermoor- und Sumpflandschaft war, so dass die aus Moränenmaterial bestehende Kuppe sich zur Besiedlung anbot.

Im Laufe der Zeit wurde die Klosteranlage mit Kirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäude und sogar einem eigenen Gefängnis ausgebaut. Hinzu kamen umfangreiche Ländereien. Fast 700 Jahre lang sollte das Kloster eine beherrschende Stellung in der Region behalten. Seine große Machtentfaltung erreichte das Kloster in den Jahren 1733-1749 unter dem Abt Franziskus Daniels. Daniels gab der Klosteranlage den Charakter einer fürstlichen Residenz. Dazu gehörte auch die Umgestaltung des Gartenbereichs am südlichen Hang zu einer barocken Terrassenanlage. Mit der Umsetzung beauftragte Daniels den dem Konvent angehörende Benediktus Bücken. Bücken hatte Mathematik und Baukunst studiert und plante den Garten nach „italienischem Mustern“. Die Anlage wurde 1741 vollendet.

Nach der Auflösung des Klosters durch die Franzosen 1802 verließen die Mönche Kloster Kamp. Die Gebäude wurden zwecks Abbruchs und Gewinnung von Baumaterial versteigert. Der Barockgarten verfiel. Erst 1954 bezogen Karmeliter aus den Niederlanden wieder einen Teil der Anlage. In den 60er Jahren wurden erste Anstrengungen seitens der Stadt unternommen die noch vorhandenen Umfassungsmauern zu retten. Ein Teil der ehemaligen Gartenanlage war allerdings bereits durch den Bau der Bundestraße B 510 zerstört worden.

Glücklicherweise sind bis heute einige zeitgenössische Bildquellen wie Karten und Stiche erhalten geblieben, so dass man inzwischen eine relativ genaue Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen der Gartenanlagen hat. Bei der Rekonstruktion leisteten diese Quellen wertvolle Hilfe, obwohl man sich nicht im Detail auf solche stilistischen Abbildungen verlassen durfte, sondern diese mit den archäologischen Befunden vergleichen musste.

Es sollten jedoch noch über 20 Jahre ins Land gehen, bevor der Bereich unter Denkmalschutz gestellt wurde und man konkret an eine Rekonstruktion der Anlage dachte. Eine intensive Untersuchung des Geländes durch die Bodendenkmalpflege sowie die Sichtung der noch vorhandenen Unterlagen begann. Mauerreste der Terrassenkonstruktion sowie der anderen baulichen Anlagen des ehemaligen Barockgartens wurden freigelegt.

Mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Kamp-Lintfort erfolgte die Wiederherstellung der Gartenanlage, die zuvor im Rahmen eines planerischen Wettbewerbs ausgeschrieben worden war. Man verzichtete aufgrund des unzureichenden archäologischen Befundes und der seit mehr als 180 Jahren erfolgten Veränderungen des Geländes auf eine detailgetreue Rekonstruktion auf der Grundlage eines vorhandenen Stiches aus dem Jahre 1747 und setzte statt dessen auf eine zeitgenössische Interpretation des barocken Geländeprofils.

Der Orden der Karmeliter hat das Kloster 2002 aufgegeben, es fehlte an Nachwuchs. Pater Dr. Georg Geisbauer O. Carm. ist im Kloster geblieben und weiterhin Pfarrer der Gemeinde Liebfrauen Kamp. Die Berufung „Segen“ und „Gastfreundschaft“ sollen auch nach dem Auszug der Karmeliter aus dem Kloster Kamp für die Menschen erfahrbar bleiben. Das „Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp“ will dafür sorgen, den Kamper Berg auch künftig als einen Ort des Segens und der Gastfreundschaft zu erhalten.

Die Stadt Kamp-Lintfort ist heute Besitzer des Terrassengartens. Mit viel Mühe und Umsicht wird der Garten von den Gärtnern der Stadt gepflegt.

Der Text wurde aus folgenden Quellen zusammengestellt:

Harzheim, Gabriele: Der Terrassengarten von Kloster Kamp. In: Landschaftsverband Rheinland, Hrsg. (2003): Gartenkunst im Rheinland. Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 60. S. 19ff. Petersberg.

Ein altes Kloster geht neue Wege. Faltblatt