Inmitten des Rhein-Main-Gebietes mit idealer Anbindung zu Frankfurt am Main gelegen, ist Bad Homburg vor der Höhe international vor allem als Kurstadt und für seine Spielbank bekannt. Doch auch für Gartenkunstinteressierte hat die Stadt reichlich zu bieten. Neben dem von Peter Joseph Lenné gestalteten, 44 Hektar großen Kurpark ist der im Laufe mehrerer Jahrhunderte gestalten Schlosspark sehr reizvoll. Von diesem aus erstreckt sich mit der Landgräflichen Gartenlandschaft ein bemerkenswertes Gartenkunstwerk. Entlang einer kilometerlangen Achse – die sogenannte Tannenwaldallee und ihre Verlängerung, die Elisabethenschneise – lagen von zwei Generationen von Landgrafen und ihren Ehefrauen zwischen 1770 und 1840 gestaltete und weiterentwickelte Gartenanlagen. Von den ursprünglich 14 Gärten sind heute noch Gustavsgarten, Kleiner Tannenwald, Forst- und Hirschgarten sowie in Teilen der Lustwald „Die Große Tanne“ zu besichtigen.
Besucherinnen und Besucher erwarten abwechslungsreiche und individuell gestaltete Anlagen, die seit Beginn des 21. Jahrhunderts nach gartendenkmalpflegerischen Maßstäben wiederhergestellt und gepflegt werden.
Die Gärten der Landgräflichen Gartenlandschaft und der Schlosspark in Bad Homburg v. d. Höhe
Die Entstehung der Landgräflichen Gartenlandschaft
14 individuell gestaltete Parks und Gärten auf einer Fläche von über 250 Hektar, aufgereiht an einer knapp acht Kilometer langen Achse, vom Bad Homburger Schlosspark bis weit in den Taunus hinein an den Limes: So präsentierte sich die Landgräfliche Gartenlandschaft zu ihrer Glanzzeit unter den Landgräfinnen und Landgrafen von Hessen-Homburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Für die kleine und in ihren finanziellen Möglichkeiten sehr beschränkte Landgrafschaft Hessen-Homburg war dies eine besondere Errungenschaft. Im deutschen Raum ist kein Gartenkunstwerk bekannt, das nach gleichem Muster individuell gestaltete Gärten entlang einer Achse reiht oder als Vorbild diente.
Wiederentdeckt
Heute lassen sich die historischen Dimensionen der Landgräflichen Gartenlandschaft aufgrund zahlreicher Veränderungen und Eingriffe nur noch erahnen. Es ist intensiven Forschungsarbeiten in den 1990er Jahren zu verdanken, dass die Landgräfliche Gartenlandschaft überhaupt wiederentdeckt und aus ihrem „Dornröschenschlaf“ geweckt wurde. Noch ohne die Gartenlandschaft in ihrer Gesamtheit erfasst zu haben, wurde schon 1988 der Wert einzelner Gärten – Tannendwaldallee, Gustavsgarten, Kleiner Tannenwald und der Lustwald „Die Große Tanne“ zusammen mit Forst- und Hirschgarten – vom Landesamt für Denkmalpflege als denkmalwürdig anerkannt und in Folge dessen als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Seit dem Jahr 2000 arbeitet die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe an der Wiederherstellung der Gartenlandschaft. Ein großer Vorteil ist, dass die meisten Gartenanlagen sehr gut kartographisch und bildlich dokumentiert sind. Die wesentlichen Merkmale der früheren Gartengestaltung lassen sich somit eindeutig nachvollziehen. Bedauerlich ist, dass durch den Bau des Hindenburgrings, der ein Teil der Hauptverkehrsachse Bad Homburgs ist, Anfang der 1980er Jahre, die optische und funktionale Verbindung zwischen Schlosspark und Gartenlandschaft unterbrochen ist. Zudem wurden drei der ursprünglichen Gärten – Englischer Garten, Louisgarten und Ferdinandsgarten – bebaut und lassen sich deshalb nicht mehr rekonstruieren. Durch ein Orientierungs- und Informationssystems, das die Besucherinnen und Besucher auf ihrer Erkundungstour begleitet, kann an die nicht mehr vorhandenen Anlagen zumindest erinnert werden.
Glanzlichter der Landgräflichen Gartenlandschaft
Heute sind vor allem die folgenden gartenkünstlerisch anspruchsvollen Anlagen zu besichtigen: der Schlosspark als Ausgangspunkt der Landgräflichen Gartenlandschaft, Gustavsgarten, Kleiner Tannenwald, der Lustwald „Die Große Tanne“, Forstgarten und Hirschgarten. Alle Anlagen wurden zwischen 1770 und 1840 angelegt, doch könnten sie individueller nicht gestaltet sein.
Wer den Bad Homburger Schlosspark heute besucht, erlebt eine Aneinanderreihung abwechslungsreicher Partien aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Denn nicht nur die landgräfliche Familie gestaltete den Park, auch die preußischen Könige und deutschen Kaiser hinterließen nach 1866 hier ihre Spuren. Nach den Prinzipien des Landschaftsgartens gestaltete Partien finden sich mit Boskett und Fantasie vor allem unterhalb des Schlosses.
Auch im Gustavsgarten, als einzigem, entlang der Tannenwaldallee noch erhaltenen „Prinzengarten“, wurden die Prinzipien des englischen Landschaftsgartens konsequent umgesetzt. Im Kleinen Tannenwald, der nur wenige Schritte entfernt liegt, verbinden sich dagegen geometrische und landschaftliche Gestaltungselemente: Nördlich des Teiches erstreckt sich ein in jeweils vier Kompartimente unterteiltes formales Parterre, südlich des Teiches findest sich ein von Nadelgehölzen geprägtes Boskett. Der Lustwald „Die Große Tanne“, Forst- und Hirschgarten gehören wiederum zu einem Areal, dass als Großer Tannenwald bezeichnet wird und sich einem Parkwald gleich entlang der Elisabethenschneise, der Verlängerung der Tannenwaldallee, bis zum Limes erstreckt. Dem Forstgarten kommt dabei die besondere Aufgabe als Baumschule zu.
Wenn auch die Landgräfliche Gartenlandschaft heute nur noch in Teilen erhalten ist, so ist sie doch zusammen mit dem Bad Homburger Schlosspark das gartenkünstlerische Erbe der Landgräfinnen und Landgrafen von Hessen-Homburg und von enormer Bedeutung für die Stadtlandschaft und die Naherholungsqualitäten Bad Homburgs.
Landgräfliche Gartenlandschaft und
Schlosspark Bad Homburg v. d. Höhe
Adresse:
Schloss und Schlosspark Bad Homburg, Schloss, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe
Der Schlosspark ist ein guter Ausgangspunkt für die Landgräflichen Gärten. Diese erstrecken sich entlang der Tannenwaldallee, dem Mariannenweg und später entlang der Elisabethenschneise. Es empfiehlt sich, die Gärten zu erwandern oder die Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen, da die Tannenwaldallee verkehrsberuhigte Bereiche beinhaltet.
www.bad-homburg.de
www.schloesser-hessen.de
Eigentümer:
Stadt Bad Homburg v. d. Höhe (Landgräfliche Gartenlandschaft)
Staatliche Schlösser und Gärten Hessen (Schlosspark)
Eintrittspreis:
Alle Anlagen sind kostenlos zugänglich.
Öffnungszeiten:
Betroffen von Schließzeiten sind nur der Schlosspark sowie der Gustavsgarten:
Schlosspark: März – Oktober täglich von 07:30 – 20:00; November – Februar von 08:00 – 17:30
Gustavsgarten: April bis Oktober: 09:30 – 22:00; November bis März: 09:30 – 17:00
Führungen:
Führungen durch den Schlosspark auf Anfrage: www.schloesser-hessen.de.
Führungen durch die Landgräfliche Gartenlandschaft werden im Rahmen der Veranstaltungsreihe „GartenRheinMain“ der KulturRegion FrankfurtRheinMain sowie von der VHS Bad Homburg angeboten. Zu verschiedenen Terminen werden einzelne Gärten erkundet.
Mehr Infos: www.krfrm.de und www.vhs-badhomburg.de.
Touristische Informationen:
Museumsshop Schloss Bad Homburg
Schloss
61348 Bad Homburg v. d. Höhe
Tel. +49 (0) 6172/9262-148
info@schloesser.hessen.de
Öffnungszeiten: März – Oktober: Montag – Sonntag; 10:00 – 17:00; November – Februar: Dienstag – Sonntag: 10:00 – 16:00
Informationszentrum zur Landgräflichen Gartenlandschaft im Schweizer Haus
Eingang zum Tannenwald, Ecke Mariannenweg/Kreuzallee
61348 Bad Homburg v. d. Höhe
Tel. +49 (0) 162 / 2501821
schweizerei@bad-homburg.de
Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober, mittwochs von 14:00 – 18:00
Restaurant/Café:
In der fußläufig zum Schloss gelegenen Innenstadt (Louisenstraße) gibt es eine große Auswahl an Cafés und Restaurants.
WC:
Ein öffentliches WC ist im Vestibül des Königsflügels von Schloss Bad Homburg vorhanden.
Parken:
Wer den Schlosspark aus Ausgangspunkt wählt, kann in dem öffentlichen Parkhaus „Schlossgarage“ parken: Herrngasse 1 (Anfahrt über die Ritter-von-Marx-Brücke).
Am Ende der Tannenwaldallee bietet auch der Wanderparkplatz, Tannenwaldweg 100B, eine gute Parkmöglichkeit und Ausgangspunkt für die Erkundung der Gartenlandschaft.
Weitere Informationen über die Gartenanlagen:
Barrierefreier Zugang:
Die Anlagen sind nur eingeschränkt barrierefrei zugänglich. Die Hauptwege im Schlosspark, Gustavsgarten und Kleinen Tannenwald sind auch mit Mobilitätsbehinderung zugänglich.
Programm für Kinder:
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen bieten Bildungs- und Vermittlungsangebote im Schlosspark etwa unter dem Titel „Wissen wächst im Garten“ sowie im dortigen Tempel der Pomona an. Mehr Informationen dazu sind auf www.schloesser.hessen.de erhältlich.
Hunde:
Hunde sind erlaubt, jedoch an der Leine zu führen.
Fahrräder:
Fahrradfahren ist in den Anlagen nicht gestattet.