Eines der frühesten neogotischen Architekturen dieser Art in Deutschland

Die 1793 – 1798 nach Entwürfen des Hofarchitekten Heinrich Christoph Jussow (1754 – 1825) errichtete ruinenhafte Löwenburg spiegelt die romantisch verklärte Sicht des Bauherrn Landgraf Wilhelm IX. auf das Mittelalter wider. Bereits als Erbprinz hatte er sich im Park von Wilhelmsbad bei Hanau einen „mittelalterlichen“ Turm in ruinösem Erscheinungsbild als privaten Rückzugsort bauen lassen.

Das zunächst „Felsenburg“ genannte Projekt für einen Standort mit schönem Ausblick war möglicherweise von Ideen des berühmten Gartentheoretikers Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742 – 1792) inspiriert. Zur gestalterischen Anregung dienten „vaterländische“, also hessische, Burgruinen.

Anfänglich war nur ein Turm mit einem Küchenbau und Mauerteilen geplant. Daraus entwickelte sich schnell eine große Anlage um einen Innenhof. Der mittig in der Hauptfront angeordnete Bergfried, der wie einige Teile der Burg im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, enthielt mit dem „Rittersaal“ und der Bibliothek voller Ritterromane die wichtigsten Räume. Nach dem Schema barocker Schlösser wurde er auf einer Seite vom Herrenbau, auf der anderen vom Damenbau flankiert. Marstall, Rüstkammer, Küche und eine große Kapelle komplettierten das Ensemble, zu dem auch ein außerhalb gelegener „Turnierplatz“ gehörte. Der Landgraf, der sich gern in die Burg zurückzog, um den Zwängen der Hofetikette zu entgehen, ließ sich 1821 in der Gruft unter der Kapelle beisetzen. Die Räumlichkeiten der Löwenburg können in geführten Rundgängen besucht werden.

Nördlich vor der Burg liegt der in der Bauzeit entstandene „Burggarten“. Sein regelmäßig konzipierter Grundriss mit sich rechtwinklige kreuzenden Wegen und gleichförmigen Feldern ist mehr barock als mittelalterlich. Durch die Gestaltung mit geschnittenen hohen Hainbuchenhecken und dem „Lindentunnel“ ergab sich aber ein altertümlich empfundenes Erscheinungsbild, das in starkem Kontrast zum gleichzeitig angelegten Landschaftspark stand. Der wegen der hohen Hecken schwer überblickbare Garten wird auch als „Labyrinth“ bezeichnet. Von einem Aussichtspunkt über dem Abhang des terrassierten „Weinberges“ bietet sich ein guter Überblick über den Park.