Der Startschuss zum Bau des heutigen Luisenparks wurde im Jahr 1886 durch das Erbe von Professor Dr. Carl Fuchs (* 15. September 1837 in Mannheim; † 26. Juli 1886 in Karlsruhe) gegeben. Mit dem Erbe über 20.000 Goldmark hatte er die Auflage geknüpft, damit einen städtischen Park zum „Nutzen der Gesundheit“ für die Bevölkerung Mannheims zu schaffen.

Der daraufhin mit der Planung beauftragte Frankfurter Gartenkünstler Franz Heinrich Siesmayer (* 1817; † 1900) befasste sich zunächst mit dem heutigen „Unteren Luisenpark“ und gestaltete die ca. 12 ha eines alten Neckararms als Park im landschaftlichen Stil. Dieser erste, in den Jahren 1892 bis 1894 ausgeführte Bauabschnitt, lag in die damals neue großbürgerliche „Oststadt“ eingebettet und enthielt gemäß Siesmayers Entwurf neben Schmuckelementen und einem Restaurant auch einen Sportplatz. Durch den komprimierten Naturgenuss und die Möglichkeiten sich auch sportlich zu betätigen, waren die mit dem Erbe von Dr. C. Fuchs verbundenen Forderungen in der Gestaltung berücksichtigt worden. Wobei der Park vor den, in den Randbereichen später gebauten Villen entstand und von den Entscheidern bewusst zur Attraktivitätssteigerung des bis dato, zwar industriefreien, aber auch sehr sumpfigen Gebiets angelegt wurde. Durch den Park konnten die Grundstücke gewinnbringender verkauft und das neue „Nobelviertel“ erst zum Leben erweckt werden.

Diesen ersten Abschnitt kann man durchaus auch als ein frühes Beispiel zeitgenössischer Volks- und Bürgerparks bezeichnen. Der Park wurde durch eine großzügige Spende erst ermöglicht und sollte der Stadtbevölkerung auf einem, für den erwünschten Bauboom nicht verwertbarem, stadtnahen Terrain einen schnell erreichbaren Ort zur Erholung bieten. Wobei dieser erste Teil vornehmlich den Bewohnern des neu entstehenden Villenviertels, der Oststadt, vorbehalten war. Erst zwei Jahre nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts, im Jahr 1896, wurde der Stadtpark zu Ehren von Großherzogin Luise von Baden, Tochter Kaiser Wilhelms I., zum „Luisenpark“.

Die 1897 vom Stadtrat genehmigte Parkerweiterung nach Osten, der heutige „Obere Luisenpark“, wurde, wie schon der erste Bauabschnitt, auf einem ehemaligen Neckararm in größtenteils sumpfigem und für die Wohnbebauung als ungeeignet betrachteten Geländes von ca. 20 ha geplant. Die Erweiterung sollte im Gegensatz zum ersten Bauabschnitt ohne symmetrische Anordnungen als Waldpark mit Spielplätzen und Wasserflächen ausgestaltet werden.

Die Baumaßnahmen zur Umsetzung wurden mit ca. 7 Jahren veranschlagt und noch im Dezember 1897 begonnen. Da die Wegebeziehungen im Bereich der „Rennwiesen“ (Neuwiesen / Rennplatz für Pferderennen) deutlich aufeinander abgestimmt waren und die Tribünen und deren Vorplätze auf verschiedenen Plänen auch im Detail dargestellt sind, ist davon auszugehen, dass auch sie von Siesmayer geplant und im Zusammenhang mit dem Oberen Luisenpark ausgestaltet wurden.

Zur „Großen Kunst- und Gartenbauausstellung“ 1907 wurde der östliche Parkbereich neben dem Zuweg zur „Rennwiese“ bereits wieder umgestaltet. Im Jahr 1906 wurden die, noch heute am Ort existierende, Stadtgärtnerei und ein Schulgarten gebaut.

Das zur „Großen Kunst- und Gartenbauausstellung“ errichtete temporäre Palmenhaus erhielt derart großem Zuspruch, dass bereits während der Ausstellung beschlossen wurde, an geeigneter Stelle ein festes Palmenhaus bauen zu lassen. Die Standortwahl fiel ebenfalls auf das östliche Ende des „Oberen Luisenparks“, in direktem Anschluss an die Stadtgärtnerei.

Mitte der 1920er Jahre wurden die kleineren Wasserflächen zugeschüttet und ein neuer, größerer Weiher im westlichen Teil des „Oberen Luisenparks“ ausgehoben. Gründe hierfür lagen vor allem in der weiterhin regen Bautätigkeit in der Nachbarschaft und dem damit einhergehenden großen Bedarf an Kies, den man im alten Neckararm in guter Qualität abbauen konnte. Dieser „Baggersee“ wurde 1927 zu Ehren des damaligen Oberbürgermeisters als Kutzerweiher benannt. Da der Weiher keinerlei Abdichtung hatte und somit den Pegelschwankungen des Neckars folgte, war er vor allem bei Niedrigwasser eher ein Schlammloch als eine schmückende Wasserfläche. Der Pegelunterschied konnte bis zu 9 m betragen und machte somit auch eine dauerhafte Ausgestaltung der Uferbereiche völlig unmöglich.

Im zweiten Weltkrieg wurde unter anderem auch das Palmenhaus so stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht möglich war und die Reste abgerissen wurden. Nach Initiative vom damaligen Gartenbaudirektor Josef Bußjäger und auf Wunsch der Bevölkerung wurde 1958 unweit des alten Standorts, nun zwischen „Oberem Luisenpark“ und der seit 1930 als Golfplatz genutzten „Rennwiese“ ein neues „Pflanzenschauhaus“ gebaut und die unmittelbare Umgebung entsprechend umgestaltet. Im neuen, eintrittspflichtigen Haus werden auch Volieren und Aquarien integriert.

In den Jahren 1959, 1962, 1964, 1966 und 1969 fanden daraufhin in und um das Pflanzenschauhaus, auf einer Fläche von ca. 15,7 ha, regionale Gartenausstellungen (Blumenschauen) unter dem Motto „Der Blühende Herbst“ statt. Nachdem der Gemeinderat sich im November 1969 mehrheitlich für eine Bundesgartenschau 1975 in Mannheim entschieden hatte, wurden 1971 der heutige „Herzogenriedpark“ und der „Obere Luisenpark“, erweitert und große Teile der Rennwiese endgültig als Kerngebiete zur Durchführung bestimmt. Aus einem ersten beschränkten Ideenwettbewerb für den Luisenpark, mit sechs eingeladenen Büros, gingen die Landschaftsarchitekten „Bödeker, Boyer, Wagenfeld & Partner“ 1970 als Sieger hervor. Die wesentlichen Gestaltungsmerkmale des Siegerentwurfs waren Raumbildung, Unterteilungen in Aktiv- und Ruhezonen sowie die Integration des bestehenden Kutzerweihers in abgeänderter Größe und Form.

Zur Konkretisierung ihrer Planung wurden die Preisträger Ende 1970 mit der Erstellung eines Rahmenplans für den gesamten Luisenpark beauftragt. In diesen Plan sollten auch die wichtigsten Aspekte des zweiten Preisträgers, Landschaftsarchitekt Walter (Saarbrücken) und der Architekten Plattner und Au eingearbeitet werden.

Letztendlich hatte man sich vor allem aus Kostengründen dazu entschieden, den „Unteren Luisenpark“ nahezu unberührt zu belassen und den eintrittspflichtigen und entsprechend umzäunten Bereich von ca. 42 ha auf den „Oberen Luisenpark“, die „Rennwiese“ und einen schmalen Streifen im „Unteren Luisenpark zu beschränken. Demnach wurden auch nur in diesen Bereichen größere Umgestaltungsmaßnahmen geplant und bis zur Eröffnung der BuGa im Frühjahr 1975 ausgeführt.

Der an den Luisenpark angrenzende Fernmeldeturm wurde ebenfalls bis zur Eröffnung 1975 fertiggestellt. In unmittelbarer Nähe zum Turm befand sich auch einer der beiden Bahnhöfe der Schwebebahn „Aerobus“, die den Herzogenriedpark und den Luisenpark während der BuGa, über den Neckar hinweg, verband.

Der Kutzerweiher wurde auf ca. 36.300 qm und ca. 2.700 m Uferlinie vergrößert und um einen künstlich angelegten „Gebirgsbach“ mit Quelle ergänzt. Im bestehenden Parkbereich, südlich des neuen Weihers wurden die Baumbestände erhalten und gegebenenfalls ergänzt. Die vorhandenen Hauptwege wurden nur geringfügig verändert und ergänzt. Das für einen Landschaftspark typische Wechselspiel zwischen Licht und Schatten wurde durch konsequente Ausarbeitung der einzelnen freien Räume (z.B. Lichtungen) und deren Randbepflanzung weiter ausgebaut und verstärkt. An den Hauptwegen reihten sich unterschiedliche pflanzliche als auch bauliche Highlights in derart harmonischer Abfolge und fließenden Übergängen aneinander, dass man, ohne danach suchen zu müssen, von Erlebnis zu Erlebnis spazieren konnte. Ein Großteil der „Rennwiese“ wurde als „Freizeitwiese“ erhalten und der räumliche Eindruck von Weite durch bewusst gestaltete Randbepflanzungen und einzelne Baumgruppen noch verstärkt.

Der Bereich nördlich des Kutzerweihers wurde im neu interpretierten landschaftlichen Stil gestaltet, wobei vor allem hier sehr viele kleine und größere Geländemodellierungen vorgenommen wurden. Insgesamt war dieser Bereich vom Fernmeldeturm bis zur „Quelle“ des „Gebirgsbachs“ eher als ruhigerer Teil geplant und auch ausgeführt worden. Auf Bauten etc. hat man komplett verzichtet, dafür aber ein paar spezielle Pflanzenthemen und die Friedhofs- und Grabschau integriert. Die Becken vor dem Pflanzenschauhaus wurden erweitert und umgestaltet. An Gebäuden und größeren Bauten sind in dieser Zeit die „Pfälzer Weinstube“, die „Seebühne“, das „Seerestaurant“, der „Gartenmarkt“, diverse Toilettenanlagen und die „Gondoletta“-Anleger dazu gekommen.

Nach der BuGa 1975 wurde der Park nahezu unverändert erhalten. Die Grundstrukturen, das Wegenetz, die Flächenaufteilungen und Funktionen sowie der räumliche Charakter wurden kaum verändert. Durch stetes Pflanzenwachstum, vor allem auch des Baumbestands, erscheint der Park heutzutage, während der Vegetationsperiode, sicherlich wesentlich dichter und das Spiel zwischen Licht und Schatten ist nicht mehr so häufig. Gleichzeitig erscheinen die Freiflächen sicherlich nicht mehr so großzügig wie ursprünglich geplant. Die Pflanzenvielfalt ist an vielen Stellen altersbedingt reduziert, aber dafür an anderen Stellen erhöht worden. Die klassischen Wechselflorbeete, von ca. 3.400 qm, wurden fast unverändert erhalten und werden nach wie vor zweimal pro Jahr neu bepflanzt.

An Änderungen und vor allem Ergänzungen sind folgende Elemente und Bauten besonders hervorzuheben:

• Der Eingang im „Unteren Luisenpark“ wurde an die Unterführung der Ludwig-Ratzel-Straße zurückversetzt.

• Ein bereits bestehender Weg entlang der „Frühlingswiese“ wurde zu einer „Open-Air Galerie“ mit anspruchsvoller, bildenden Kunst umfunktioniert und dem Stifter zu Ehren in „Heinrich-Vetter-Weg“ getauft.

• Im Bereich des Gebirgsbachs entstand ein „Sensarium“ mit einem „Hand- und Barfußpfad“.

• Die Friedhofs- und Grabschau wurde zu einem Staudenvergleichsgarten umgestaltet und durch eine schöne Brunnenskulptur weiter aufgewertet.

• Auf einem Grundstück an der Straße „Am Oberen Luisenpark“ wurde ein „Zitrusgarten“ gebaut.

• Ein weiteres Grundstück in diesem Bereich wurde zu einem „Heilpflanzengarten“ umgestaltet.

• Im direkten Anschluss daran entstand die „Klangoase“ – ein Ort zur musikalisch unterstützten Entspannung.

• Das Pflanzenschauhaus wurde um ein „Schmetterlingshaus“, ein „Baumfarnhaus“ und eine Ausstellungshalle erweitert.

• Um das Pflanzenschauhaus herum wurden diverse Vogelvolieren und Tiergehege gebaut.

• Eine Zeltkonstruktion zur Gondoletta-Überwinterung und Sommergastronomie wurde durch die „Baumhainhalle“ und einen Verwaltungsbau ersetzt.

• In der Nähe des „Freizeithauses“ wurde ein „Bauernhof“ mit Außengehegen gebaut.

• In unmittelbarer Nähe zur „Gebirgsbachquelle“ wurden ein südchinesisches Teehaus und eine chinesische Gartenanlage integriert – das Ensemble ist derzeit das größte seiner Art in Europa.

• Der Haupteingang an der Theodor-Heuss-Anlage wurde durch ein neues Gebäude mit Kassen, einem Souvenirshop und einer hochwertigen Gastronomie aufgewertet.

Text: Stefan Auer, Gärtnerische und technische Leitung Stadtpark Mannheim